Lass ma stehen!





Fast 17 Millionen Privatgärten gibt es in Deutschland. Das sind rund 900.000 Hektar. Eine riesige Fläche also, die die Natur prima gebrauchen könnte. Denn sie hat auf nur 6,5 Prozent der Fläche Deutschlands das Sagen. Wenn alle 36 Millionen Menschen, die in Deutschland einen Garten haben, hier Refugien für Tiere und Pflanzen schaffen, kommt ein tolles Netz an Trittsteinen heraus, mit dessen Hilfe viel Artenschutz gemacht werden kann. Und das geht eigentlich ganz einfach.
„Lass mal stehen! Für Vögel und Insekten“ lautet das Motto des NABU Paderborn im Herbst und Winter. Wer nicht aufräumt in seinem Garten, Blätter liegen und verblühte Stauden stehen lässt und nicht jeden trockenen Stängel abschneidet, ist nicht faul, sondern stellt den Insekten eine Unterkunft und den Vögeln Nahrung zur Verfügung.
Wer mag, kann in seinem „unordentlichen“ Vorgarten unser Erklär-Schild aufstellen. Die PDF kann kostenlos heruntergeladen und ausgedruckt werden.
Weitere Infos hält auch der NABU Deutschland unter https://www.nabu.de/umwelt-und-ressourcen/oekologisch-leben/balkon-und-garten/aktivitaeten/gartenreich.html bereit.
Erklär-Schild Lass mal stehen! (PDF, 1,37 Mb)

Lass mal stehen! Gartentipps für den Herbst
Der NABU Paderborn gibt Tipps für den heimischen Garten im Herbst. Im Sinne der Vögel und Insekten ist da weniger deutlich mehr.
Bad Lippspringe. Den Herbstgarten aufräumen – das steht jetzt im Oktober für viele ganz oben auf der To-Do-Liste: Stauden werden abgeschnitten und Laub landet in der Tonne. Was auf den ersten Blick nach Ordnung aussieht, bedeutet für viele Lebewesen im Garten Chaos und die Gefahr, den kalten Herbst und Winter nicht zu überstehen. Der NABU Paderborn appelliert daher an alle Gärtner und Gärtnerinnen: „Lasst mal etwas stehen und liegen.“ Denn Laub und Totholz bieten vielen Tieren Nahrung und Unterschlupf.
„Aber das Wichtigste zuerst“, sagt Otmar Lüke, 1. Vorsitzender des NABU. „Gartenfreunde sollten auf den den Einsatz von Laubbläsern oder -saugern sowie Mährobotern verzichten. Denn mit ihrem Turboluftstrom von bis zu 300 Kilometern pro Stunde gefährden sie Kleinstlebewesen und deren Lebensraum.“ Lüke rät lieber auf Besen und Gartenrechen zurückzugreifen. „Das ungefährlich und spart noch dazu Energie. Und hält die Gärtner fit.“
Auch wenn sich die Saison dem Ende zuneigt, ist es für ihn ein Anliegen darauf hinzuweisen, dass Mähroboter eine tödliche Gefahr vor allem für nachtaktive Tiere sind. „Und da insbesondere für Igel“, wie Lüke betont. Deshalb begrüße der NABU das nächtliche Mähroboter-Verbot, das einige Gemeinden und Städte ausgesprochen haben. Denn Igel hätten keinen Fluchtreflex und würden durch die schnell rotierenden Messer oft lebensgefährlich verletzt oder sogar getötet. „Im Sinne der Artenvielfalt ist es am besten, ganz auf den Einsatz der Roboter zu verzichten, ebenso auf häufiges Rasenmähen“, erklärt Otmar Lüke. „Denn ein kurzgeschorener Rasen ist für Insekten völlig uninteressant, dort kann sich keine Pflanzenvielfalt etablieren.“
Um etwas für Igel, Vögel und Insekten zu tun, rät der NABU-Vorsitzende Laub im Garten zu belassen. Zu einem großen Laubhaufen zusammengeharkt und im Wechsel mit Reisig, Staudenschnitt und Zweigen aufgeschichtet, entstehe ein ideales Winterquartier für Igel, Erdkröte und Insekten. Durch diese lockere Aufschichtung liege das Laub nicht zu kompakt, bleibe trocken und vor Fäule geschützt. „Auch Beeten und Sträuchern tut das Laub gut, denn es ist ein idealer Frostschutz und wird später zu natürlichem Dünger“, weiß Lüke und appelliert zudem dafür, Material von Ast- und Heckenschnitten nicht zu häckseln oder auf dem Wertstoffhof zu entsorgen. „In einer Ecke zu einem Totholzhaufen aufgeschichtet, kann man einen Unterschlupf etwa für Käfer schaffen. Auch Igel ziehen da gerne ein und im Frühling nutzen Rotkehlchen solche Haufen gern als Brutmöglichkeit.“
Im Sinne des Artenschutzes sollten Gartenfreunde überhaupt weitgehend auf den Schnitt von Stauden verzichten und hohle Halme anderer Pflanzen stehen lassen, sagt Otmar Lüke. „Denn Insekten nutzen hohle Stängel oft zum Überwintern. Außerdem befinden sich in den Halmen häufig Insektenlarven, die diese erst im Frühjahr verlassen. Gerade in den nahrungsarmen Wintermonaten sind sie ein wichtiges Nahrungsangebot für viele Vogelarten – ebenso übrigens wie die Frucht- und Samenstände vieler Pflanzen.“

Lass mal wachsen! Gartentipps für Frühling und Sommer
„Lass mal wachsen. Für unsere Insekten“ – so lautet das Motto des NABU Paderborn im Frühling und Sommer. In Pflasterritzen und Mauerfugen gedeiht schon im zeitigen Frühling so manche Pflanze, die für Insekten eine wichtige Nahrungsquelle ist.
Da ist etwa der Löwenzahn, den rund 100 Wildbienenarten zu schätzen wissen, der vor allem bei Hummeln beliebte Gundermann, der Huflattich, der nicht nur Biene und Hummeln anlockt, sondern nach der Blüte noch eine wichtige Speise für Raupen gefährdeter Schmetterlingsarten ist, das bei früh fliegenden Schmetterlingen begehrte Veilchen und auch die Vogelmiere, deren Blüte kurzrüsselige Käfer für ihre Nahrungssuche aufsuchen.
Übrigens gelten diese Pflanzen wie viele andere auch als Unkraut – was für ein Unwort. Denn bei ihnen handelt es sich zumeist um gesunde, schmackhafte Wildkräuter oder sogar Heilpflanzen. Vogelmiere und Gundermann helfen sogar beim Gärtnern, denn sie bedecken den Boden und schützen ihn vor dem Austrocknen. Und es lohnt sich, alles, was da so wächst und wuchert, mal ganz genau in Augenschein zu nehmen, am besten mit einer Lupe. Denn auch ihre, oft ganz klitzekleinen Blüten sind einfach wunderschön.
Übrigens: Auch mitten in der Stadt auf Wegen und Plätzen sind diese Pflanzen, die unbeirrt in Fugen wuchern, einfach unschlagbare Helfer: Sie senken die Temperatur, wenn es heiß wird in den Straßen.
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Wer mag, kann an seinem „unordentlichen“ Bürgersteig unser Erklär-Schild aufstellen. Die Pdf-Datei kann hier kostenlos heruntergeladen und ausgedruckt werden.